Fall des Monats
Long Covid nach einer milden Covid Infektion
Fallbeschreibung:
Ich bin an Corona erkrankt. Ich hatte hierbei einen milden Verlauf und lediglich Halsschmerzen und Husten. Nach ca. 3 Wochen habe ich plötzlich Herzrhythmusstörungen bemerkt, und mein Herz ist permanent gestolpert.
Da ich zu dieser Zeit im Büro war, wurde der Krankenwagen gerufen. Das Fazit hierbei war, die Herzrhythmusstörungen sind zwar da, aber man findet keine Krankheit dahinter, sodass diese unbedenklich seien. Ich muss jetzt aktuell mit den Herzrhythmusstörungen leben.
Während eines Urlaubs wurde dann plötzlich meine rechte Körperhälfte Taub und ich kam mit Verdacht auf einen Schlaganfall in die Klinik. Auch hier wurde nichts gefunden. Ab diesem Zeitpunkt habe ich dann festgestellt, dass mein Körper immer schwächer wurde, ich alltägliche Arbeiten nicht mehr erledigen konnte und seitdem krankgeschrieben bin.
Mein Hausarzt hat mich daraufhin in eine Klinik für Psychosomatik eingewiesen, da ich immer wieder Pulsentgleisungen hatte. Der Klinikaufenthalt war nicht erfolgreich und die Symptome wurden dort sogar schlimmer, da ich regelrecht zu Sport und Bewegung getrieben wurde, ohne auf meine körperliche Verfassung einzugehen. Ich wurde hier als Simulant bezeichnet.
Nach dem Klinikaufenthalt habe ich einen Termin in der Long Covid Ambulanz (derselben Klinik wie der Psychosomatik). Hierbei wurden Blutwerte, die auf Post Covid hinweisen, wie bspw. Erhöhte ANA Tiger etc. festgestellt. Auch die Scores für ME/CFS sowie PEM waren positiv.
Seit diesem Befund, wurde ich endlich ernst genommen und es wurde endlich auf mich eingegangen. Ich habe dazu allerdings meinen Hausarzt wechseln müssen, da der vorherige der Meinung ist, es gäbe kein Post Covid, daher habe ich auch keine Überweisung für die Ambulanz bekommen, sondern für die Psychosomatik.
Ich denke es sollte ihnen auch bekannt sein, sobald sie die Diagnose Angststörung haben, werden sie nur noch zu 50% ernst genommen. Das habe ich sowohl bei Hausärzten als auch beim Neurologen, Kardiologen etc. erlebt. Und das ist einfach nicht richtig. Die Angststörung ist ja aus der Hilflosigkeit entstanden, da keiner wusste/ weiß woher die Symptome kommen und was sie in meinem Körper bewirken.
Ich hatte ca. 15 Aufenthalte in der Notaufnahme, da mein Herz wild durcheinander geschlagen hat, ich die derartige Schwäche überhaupt nicht kannte. Es fiel mir schwer zur Toilette zu gehen(4m) duschen ist äußerst anstrengend, kochen, einkaufen etc. Überhaupt nicht möglich.
Eine Corona Infektion
Anmerkungen des Analyseteams
Fallbeschreibung:
Vielen Dank für diesen Fallbericht, der sehr viele wichtige Informationen enthält. Es handelt sich hier um einen sehr typischen Fall, wie wir ihn von hunderten anderen Berichtenden ebenfalls erhalten haben. Deshalb wird dieser Fall auch exemplarisch als Fall des Monats veröffentlicht, da wir davon ausgehen, dass sich viele Betroffene in dieser Meldung wiederfinden können.
In dem vorliegenden Berichtwerden auf die folgenden zentralen Problemfelder und Herausforderungen in Zusammenhang mit Long Covid/Post Covid hingewiesen:
- Patienten haben mehrere Anlaufstellen hinter sich, bis eine Diagnose in Zusammenhang mit Long Covid/Post Covid gestellt wurde.
- Wenn es keine organischen Ursachen für die Symptome gibt, werden psychosomatische Störungen als Auslöser vermutet.
- Das Stellen einer F-Diagnose stellt für alles weitere eine gewaltige Einschränkung dar..
- Fehlendes Fachwissen und mangelnde Empathie bei behandelnden Ärztinnen und Ärzten.
- Keine Verbesserung oder sogar Verschlechterung der Symptome durch spezielle Klinikaufenthalte t, z.B. weil Patienten zu Aktivierung (Sport und Bewegung) gedrängt werden
- Patienten fühlen sich nicht ernst genommen und im Stich gelassen.
Folgendes wurde als besonders positiv in diesem Fall beschrieben:
- Die Aufklärung in einer Long Covid Ambulanz (neue Informationen)
- Die Bestimmung von bestimmten Blutwerten, die auf Post Covid hinweisen, (mehr Verständnis bei Behandelnden)
- Die Einnahme von bestimmten Medikamenten/ Nahrungsergänzungsmitteln und Sauerstofftherapie (Verbesserungen des Gesundheitheitszustands)
Aus den eingegangenen Berichten werden wir Empfehlungen sowohl für Patient:innen und Angehörige, als auch für Mitarbeitende im Gesundheitswesen ableiten und zeitnah veröffentlichen. .
Aktuelle Hinweise auf weitere Schritte und Initiativen:
neue Webseite des BMG die viele relevante Informationen sowie geplante weitere Schritte bezüglich Long-COVID enthält:
https://www.bmg-longcovid.de/
Artikel und eine Pressemitteilung für weitere Initiativen:
https://www.aerzteblatt.de
Deutsche Gesellschaft für
Patientensicherheit gemeinnützige GmbH
August-Bebel-Straße 13
72762 Reutlingen
Dr. med. Marcus Rall
Geschäftsführer
Telefon: +49 (0)7121 159 58 00
E-Mail: marcus.rall@patientensicherheit.de
Handelsregistereintrag Amtsgericht Stuttgart:
B 786297
Verbundkoordination:
Techniker Krankenkasse (TK)
Bramfelder Straße 140
22305 Hamburg
Hardy Müller
Beauftragter der TK für Patientensicherheit
Telefon: +49 (0)40 6909 2439
E-Mail: hardy.mueller@tk.de
Kooperationspartner:
Inworks GmbH
Hörvelsinger Weg 39
89081 Ulm
Markus Tannheimer
Geschäftsführer
Telefon: +49 (0)731 938070
E-Mail: info@inworks.de